Erste Hilfe bei Flüssigkeitsschäden: Unterschied zwischen den Versionen

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== Flüssigkeit auf der Tastatur ==
== Flüssigkeit auf der Tastatur ==


Es sollte jedem klar sein, dass "auf die Seite Kippen" des Notebooks, um die Flüssigkeit von der Tastatur ablaufen zu lassen, genau die falsche Maßnahme ist.
Es sollte jedem klar sein, dass "auf die Seite Kippen" des Notebooks, um die Flüssigkeit von der Tastatur ablaufen zu lassen, genau die falsche Maßnahme wäre, weil die Flüssigkeit in diesem Fall zwischen Tastatur und Tastaturumrandung in das Notebookinnere laufen würde.
 


Die ersten Schritte sollten sein:
Die ersten Schritte sollten sein:

Version vom 29. März 2012, 10:53 Uhr

Wie verhält man sich richtig, nachdem man Flüssigkeit über die Tastatur geschüttet hat oder von der Seite her etwas in das Notebook gelangte?

Wichtigster Grundsatz:

Nicht einschalten, solange der Rechner nicht zerlegt und untersucht wurde!!!


Wenn man sich strikt an die unten beschriebenen Maßnahmen hält, liegt die Erfolgsquote bei weit über 75%!!!


Folgende Thinkpad - Modelle besitzen die Ablauföffnung für Flüssigkeiten in der Tastaturwanne mit Ablauf durch das Gehäuse:

  • A20 und neuer
  • T20 und neuer
  • R40 und neuer (ältere R-Modelle wurden noch nicht überprüft)
  • X20 und neuer
  • L412/L512 und neuer
  • W500/W700 und neuer

Die Ablauföffnung ist von oben i.d.R. durch eine Aussparung des Tastaturwannenrandes im Bereich der <Alt> und Leertaste (linker vorderer Rand), sowie bei vielen Thinkpads von unten in Form einer oder mehrerer Bohrung(en) mit einem Tropfensymbol erkennbar (bitte nicht danach schauen, wenn die Tastatur "unter Wasser" steht!!)

  • Bei älteren Modellen wie A30 oder R40 befindet sich die Ablauföffnung am Rand des Akkuschachts in der Nähe des Entriegelungsschiebers. Der Akku weist in diesem Bereich eine kleine Aussparung auf, ähnlich auch bei T20-23.
  • Beim X40 tritt die Flüssigkeit durch zwei rechteckige Öffnungen im Wannenboden sowie durch die Ritzen des RAM-Deckels aus.
  • X2* und X3* besitzen die Ablauföffnungen am Rand der Tastaturwanne nahe der "Alt"-Taste bzw. unter der mittleren Maustaste mit einem Durchlass in den Akkuschacht bzw. eine rechteckige Öffnung im Wannenboden ca. 4 cm von der Vorderkante entfernt.
  • Das T420 besitzt schlitzförmige Ablauföffnungen, eine etwa unter der rechten Shift-Taste und eine in Höhe der Deckelentriegelung nahe der Vorderkante.


Flüssigkeit auf der Tastatur

Es sollte jedem klar sein, dass "auf die Seite Kippen" des Notebooks, um die Flüssigkeit von der Tastatur ablaufen zu lassen, genau die falsche Maßnahme wäre, weil die Flüssigkeit in diesem Fall zwischen Tastatur und Tastaturumrandung in das Notebookinnere laufen würde.


Die ersten Schritte sollten sein:

  • sofort Notebook ausschalten
  • Netzstecker ziehen
  • warten, bis Flüssigkeit abgelaufen ist, ggf. mit Küchentüchern sanft nachhelfen, inden man es/sie mit der Kante zwischen die Tasten hält (nicht presst), gegebenenfalls Flüssigkeitsspritzer vom Display entfernen
  • Akku ausbauen (hierzu das Notebook nicht kippen, sondern besser etwas über die Tischkante schieben, dass man an Akku nebst Verriegelung gelangt.)
  • entlang des Randes der Tastaturwanne - vor allem im Bereich der Ablauföffnungen an der Vorderkante - mit Küchentüchern möglichst viel Flüssigkeitsreste aufsaugen
  • ein paar Küchentücher oder vergleichbar saugfähiges dünnes Material auf die Tastatur legen, entlang der Tastaturränder auch ein wenig unter die Tasten schieben
  • Ultrabay-Laufwerk ausbauen
  • Flüssigkeit gründlich aufnehmen und Rest weitgehend trocknen lassen
  • Deckel vorsichtig schließen (hierbei ein bis zwei Küchentücher auf der Tastatur belassen, damit keine Restflüssigkeit beim nächsten Arbeitsschritt auf den Bildschirm laufen kann
  • Notebook umdrehen, Schrauben für Tastatur und Handauflage entfernen
  • Notebook wieder wenden, Display aufklappen, Tücher entfernen und ggf. Display trocknen
  • Tastatur und Handauflage ausbauen. Beim Ausbau der Tastatur müssen sich beim Anheben derselben die hinten ansammelnden Flüssigkeitsreste mit saugfähigem Tuch aufgenommen werden, damit sie nicht über die hintere Tastaturwannenkante auf das Board laufen.
  • BIOS-Batterie abziehen
  • Board freilegen und eventuell vorhandene Flüssigkeitsreste mit einem Küchentuch aufnehmen
  • weiter mit "Weitere Maßnahmen"

Flüssigkeit von der Seite ins Notebook gelangt

Ist Flüssigkeit von der Seite in das Notebook gelaufen:

  • sofort Notebook ausschalten
  • Netzstecker ziehen
  • Notebook bei geöffnetem Deckel sofort hochkant auf die Seite, von der aus die Flüssigkeit in das Notebook gelangt ist, stellen und Akku ausbauen
  • Flüssigkeit ablaufen lassen, bis nichts mehr nachläuft (durch Umsetzen des Notebooks um ein paar cm. weiter prüfen) und währenddessen die Schrauben für Tastatur und ggf. Handauflage entfernen
  • läuft nichts mehr nach, Notebook auf die Füße stellen und Board freilegen
  • weiter mit "Weitere Maßnahmen"


Weitere Maßnahmen

  • Rechner unter Zuhilfenahme des Hardware Maintenance Manuals komplett zerlegen. Es reicht NICHT, nur die sichtbaren Bereiche der Board-Oberseite einer Sichtprüfung zu unterziehen.
  • Sämtliche Komponenten gründlich unter Zuhilfenahme einer starken Lupe auf Flüssigkeitsspuren untersuchen - im Zweifelsfall die Komponente als "kontaminiert" einstufen.
  • Die "kontaminierten" Komponenten von allen Aufklebern, Pads und Folien befreien (am Besten deren Positionen vorher notieren bzw. skizzieren)
  • Der nächste Arbeitsgang hängt ab von der Flüssigkeitsart, die ins Notebook gelaufen ist:
    • Ist lediglich Wasser in den Rechner gelaufen, wird das System Board und alle betroffenen Komponenten mit Isopropanol gewaschen und mehrmals abgespült. Das System Board beim Abspülen schräg halten, damit das Isopropanol auch unter die Chips fließen kann, um dort Wasserreste zu verdrängen.
    • Bei Flüssigkeiten, die Zucker oder andere Stoffe enthalten, die "kontaminierten" Komponenten mit destilliertem Wasser bzw. destilliertem Wasser-Isopropanol-Gemisch gründlich abwaschen, mehrmals damit auch abspülen und hierbei das Board immer wieder schräg halten, damit die Reinigungslösung auch zwischen Chips und Board die Verunreinigungen auswaschen kann.
Gegebenenfalls mit einem Borstenpinsel hartnäckige Verschmutzungen entfernen. Das Board beim abschließenden Spülen mit Isopropanol schräg halten, damit die Reinigungslösung zwischen Chips und Board ausgespült wird.
  • Alle gereinigten Komponenten mindestens zwei bis drei Tage gut trocknen lassen. Eine Wärmequelle (Heizkörper) in der Nähe oder Druckluft beschleunigt die Trocknung. Auf keinen Fall die Teile zum Trocknen auf den Heizkörper legen! Tastaturen können gut und gerne fünf Tage und länger brauchen, bis die Flüssigkeit zwischen den Folien unter den Tasten verdunstet ist.

Hinweise

  • Unter "Weblinks" findet man zusätzliche Sicherheitshinweise im Umgang mit Isopoylalkohol (= Isopropanol, 1 Propanol) - bitte vor Arbeit mit diesem Stoff diese beachten!!!!
  • Das Notebook muss auch zerlegt werden, wenn auf der Boardoberseite keine Flüssigkeitsspuren erkennbar sind. Es kann sich dennoch Flüssigkeit im Wannenboden angesammelt oder zumindest die Boardunterseite benetzt haben.
  • Zur Reinigung sollten ausschließlich destilliertes Wasser bzw. destilliertes Wasser-Isopropanolgemisch und anschließend Isopropanol verwendet werden. Bei Verwendung von Isopropanol ist auf sehr gute Belüftung zu achten.
  • Nach erfolgter Reinigung der Komponenten diese zwei bis drei Tage gründlich trocknen lassen. Wartet man nicht ausreichend lange, befinden sich noch Flüssigkeitsreste unter den Chips und BGA (Grafikchip, North-, Southbridge) und anderen großflächigen Bausteinen.
  • Leitungswasser enthält Salze, die Wasser elektrisch leitfähig machen und außerdem die metallenen Oberflächen angreifen kann. Ethanol (Brennspiritus) ist vergällt, was sich als heller Schmierfilm nach Verdunsten des Spiritus auf der Oberfläche zeigt. Daher weder Leitungswasser noch Brennspiritus verwenden.
  • Sollte das Notebook nach erfolgter Reinigung, Trocknung und Zusammenbau keine Lebenszeichen von sich geben, kann dies an der Tastatur (Powertaste) bzw. durchgebrannten Sicherungen auf dem Board liegen.
  • Tastaturen können nicht in allen Fällen vollständig wiederbelebt werden. Hier hilft nur ein Austausch.


Weblinks