TLP Einstellungen: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. Oktober 2011, 16:58 Uhr
Einleitung
Alle Einstellungen von TLP sind zentral in der Konfigurationsdatei /etc/default/tlp zusammengefaßt.
Die mitgelieferte Datei enthält bereits für nahezu alle Benutzer sinnvolle, stromsparende Voreinstellungen. Eine Anpassung der Konfiguration ist nur erforderlich, wenn zusätzliche Funktionen wie z.B. Deaktivieren von Funkgeräten beim Systemstart, Ausschalten des Ultrabay-Laufwerks oder Akkuladeschwellen aktiviert werden sollen.
Die Konfigurationsdatei muß mit einem Editor mit Root-Rechten bearbeitet werden. Also z.B. per
gksudo gedit /etc/default/tlp
Hinweis zu Versionsupdates: beim Update des Pakets wird die vom Benutzer angepaßte Datei von der Paketverwaltung nur nach Rückfrage überschrieben bzw. die neue Datei als /etc/default/tlp.dpkg-dist abgelegt.
Parameter
Allgemeine Hinweise:
- Parameter mit der Endung _AC wirken auf den Netzteilbetrieb
- Parameter mit der Endung _BAT wirken auf den Akkubetrieb
- Parameter die Leerzeichen enthalten sind in Anführungszeichen ("") anzugeben
- bei einigen Parametern ist zum Aktivieren das führende Kommentarzeichen (#) zu entfernen
Allgemeines
TLP_ENABLE=1
Der Hauptschalter von TLP. Zum Deaktivieren von TLP setzt man ihn auf 0 und macht einen Neustart.
Kernel und Dateisystem
DISK_IDLE_SECS_ON_AC=0 DISK_IDLE_SECS_ON_BAT=2
Steuert ob der Laptop-Mode des Linux-Kernels verwendet werden soll (Wert ungleich 0). Hier ist normalerweise keine Änderung erforderlich.
MAX_LOST_WORK_SECS_ON_AC=15 MAX_LOST_WORK_SECS_ON_BAT=60
Timeouts (in Sekunden) für das Zurückschreiben der Dateisystempuffer auf die Festplatte.
SCHED_POWERSAVE_ON_AC=0 SCHED_POWERSAVE_ON_BAT=1
Bei geringer Last wird die Anzahl der verwendeten CPU-Kerne reduziert (1 = aktiv, 0 = inaktiv). Wirkt nicht bei allen Kernelversionen bzw. CPUs. Hier ist normalerweise keine Änderung erforderlich.
NMI_WATCHDOG=0
Schaltet den Kernel-NMI-Watchdog-Timer (0 = inaktiv/Strom sparen, 1=aktiv). Der Wert 1 ist nur relevant für Benutzer die Kernel Debugging betreiben möchten.
Undervolting
PHC_CONTROLS="F:V F:V F:V F:V"
Hinweis: erfordert fortgeschrittene Linux-Kenntnisse.
Ist ein Kernel mit PHC-Patch installiert, so können hier zum Undervolting die gewünschten Wertepaare (Frequenz:Spannung) eingetragen werden.
Festplatten und Controller
Angabe der Geräte
DISK_DEVICES="sda"
Hier wird angegeben auf welche Festplatte(n) die nachfolgenden Parameter für das Power Management wirken sollen. Mehrere Festplatten sind mit Leerzeichen getrennt aufzuführen ("sda sdb").
Da beim Einsatz einer 2. Festplatte im Wechselschacht (bzw. in der Ultrabay) unter Umständen die Zuordnung zu den Devicenamen sda/sdb nicht immer dieselbe ist, können die Festplatten alternativ über eine ID angegeben werden:
DISK_DEVICES="ata-INTEL_SSDSA2M160G2GC_XZY123456890 ata-HITACHI_HTS541612J9SA00_XZY123456890"
Die IDs der eingebauten Platten ermittelt man im Terminal mit dem Kommando
tlp diskid
Advanced Power Management
DISK_APM_LEVEL_ON_AC="254 254" DISK_APM_LEVEL_ON_BAT="128 128"
Steuert den "Advanced Power Management Level" der Festplatte(n). Gültige Werte liegen im Bereich von 1 bis 255:
- 1 - maximale Energieeinsparung
Vorsicht: kann zu erhöhtem Verschleiß durch häufiges Parken der Schreib-/Leseköpfe führen (meist erkennbar am Klickgeräusch) . - 128 - Kompromiss aus Energieeinsparung und Verschleiß (TLP-Standard im Akkubetrieb)
- 254 - minimale Energieeinsparung (TLP-Standard für Betrieb am Netzteil)
- 255 - aus (wird von manchen Festplatten nicht unterstützt)
Sollen im Fall mehrerer Festplatten unterschiedliche Werte eingestellt werden, sind sie mit Leerzeichen getrennt anzugeben.
SSDs unterstützen kein APM, daher hat für sie diese Einstellung keine Bedeutung und kann auf den Standardwerten verbleiben.
Spindelmotor abschalten
DISK_SPINDOWN_TIMEOUT_ON_AC="0 0" DISK_SPINDOWN_TIMEOUT_ON_BAT="0 0"
Steuert die Zeitspanne (Timeout) für das automatische Stoppen des Spindelmotors der Festplatte bei Inaktivität. Gültige Werte sind:
- 0 - Abschalten deaktiviert
- 1..240 - Timeout von 5 Sekunden bis 20 Minuten (in Schritten von 5 Sekunden)
- 241..251 - Timeout von 30 Minuten bis 5,5 Stunden (in Schritten von 30 Minuten)
SSDs haben keine bewegten Teile, daher hat für sie diese Einstellung keine Bedeutung und kann deaktiviert bleiben.
Hinweis: das automatische Stoppen der Systemplatte für einen längeren Zeitraum gelingt in der Regel nicht, da viele Anwendungen und Hintergrunddienste die Festplatte nach kurzer Zeit durch Schreibvorgänge wieder aufwecken. Für eine Festplatte im Wechselschacht bzw. der Ultrabay, auf die nicht ständig zugegriffen wird, eignet sich diese Einstellung hingegen sehr gut.
I/O-Scheduler
DISK_IOSCHED="deadline cfq"
Hier kann je Festplatte der I/O-Scheduler festgelegt werden. Mögliche Werte sind:
- cfq - Default, Empfehlung für konventionelle Festplatten
- deadline - Empfehlung für SSD
- noop - Alternative für SSD
- anticipatory - veraltet, seit Kernel 2.6.35 nicht mehr unterstützt
Sollen im Fall mehrerer Festplatten unterschiedliche Werte eingestellt werden, sind sie mit Leerzeichen getrennt anzugeben.
SATA Aggressive Link Power Management
SATA_LINKPWR_ON_AC=max_performance SATA_LINKPWR_ON_BAT=min_power
Steuert den Energiesparmodus (ALPM) der SATA-Anschlüsse für Festplatte bzw. opt. Laufwerk:
- min_power - maximale Energieeinsparung und geringste Performance
- medium_power - Kompromiss aus Stromverbrauch und Performance
- max_performance - maximale Performance und Stromverbrauch
PCI-Express-Bus
Active State Power Management
PCIE_ASPM_ON_AC=performance PCIE_ASPM_ON_BAT=powersave
Steuert den Energiesparmodus des PCI-Express-Bus (PCIe ASPM). Verfügbar ab Kernel 2.6.35.
Mögliche Werte:
- default
- performance
- powersave
Hinweis: ab Kernel 2.6.39 wird der Bootparameter pcie_aspm=force
benötigt, um PCIe ASPM nutzen zu können (s. Kernel-Bootoptionen).
Grafikkarten
Radeon
RADEON_POWER_PROFILE_ON_AC=high RADEON_POWER_PROFILE_ON_BAT=low
Steuert die Taktfrequenz der Grafikkarte. Verfügbar ab Kernel 2.6.35 - nur mit dem freien Treiber radeon, nicht mit fglrx.
Mögliche Werte:
- low
- mid
- high
- auto - Akkubetrieb: mid, Netzteilbetrieb: high
- default - Hardware-Defaults verwenden, keine Taktbeeinflussung
Hinweis: durch Verwendung dieser Einstellung flackert beim Wechsel der Stromquelle das Display ganz kurz.
Netzwerk
WLAN Power Management
WIFI_PWR_ON_AC=1 WIFI_PWR_ON_BAT=5
Steuert den Energiesparmodus des WLAN-Adapters. Abhängig von Kernelversion und Karte.
- 1 - deaktiviert
- 5 - aktiviert
Hinweis: der Energiesparmodus kann zu einer instabilen WLAN-Verbindung führen.
Wake On LAN
WOL_DISABLE=Y
- Y - Wake On LAN deaktiviert
- N - Wake On LAN aktiviert
Sound
SOUND_POWER_SAVE=1
Timeout (in Sekunden) für den Stromsparmodus des Soundchips (unterstützt: Intel HDA, AC97). Der Wert 0 deaktiviert die Funktion.
Hinweis: kann zu Klickgeräuschen in der Soundausgabe führen.
SOUND_POWER_SAVE_CONTROLLER=Y
- Y - schaltet den Controller ebenfalls aus wenn der Soundchip in den Stromsparmodus geht
- N - Controller bleibt immer aktiv
Wechselschacht / Ultrabay
BAY_POWEROFF_ON_BAT=0
- 1 - schaltet die Stromversorgung des optischen Laufwerks in Wechselschacht/Ultrabay im Akkubetrieb aus
- 0 - kein Abschalten
BAY_DEVICE=sr0
Gibt die Gerätedatei für das opt. Laufwerk an (Default ist /dev/sr0).
Hinweise:
- Das Laufwerk kann über den Wechselschacht-/Ultrabay-Entriegelungsschieber bzw. bei neueren Modellen über den Auswurfknopf am Laufwerk wieder eingeschaltet werden.
- Alle anderen Geräte im Wechselschacht bzw. der UltraBay, insbesondere Festplatten, werden durch dieses Kommando nicht ausgeschaltet.
Runtime Power Management
RUNTIME_PM_ON_AC=on RUNTIME_PM_ON_BAT=on
Steuert das Runtime Power Management für PCI/SPI/I2C-Bus-Geräte. Verfügbar ab Kernel 2.6.35.
- auto - aktiviert (Geräte nach Möglichkeit ausschalten)
- on - deaktiviert (Geräte ständig aktiv)
USB
USB_AUTOSUSPEND=1
- 1 - aktiviert beim Systemstart und beim Wechsel der Stromquelle für die USB-Geräte Auto-Suspend-Modus. Automatisch davon ausgenommen sind Eingabegeräte wie Mäuse und Tastaturen.
- 0 - Funktion deaktiviert
USB_BLACKLIST="1111:2222 3333:4444"
Die eingetragenen USB-Geräte-IDs sind vom Auto-Suspend-Modus ausgenommen. Hier können problematische Geräte aufgenommen werden, die Schwierigkeiten mit dem Aufwachen haben. Die IDs ermittelt man am einfachsten mit dem Kommando lsusb
. Mehrere IDs sind mit Leerzeichen zu separieren.
Systemstart und Herunterfahren
DEVICES_TO_DISABLE_ON_STARTUP="bluetooth wifi wwan"
Die hier eingetragenen Geräte werden beim Systemstart autom. deaktiviert:
- bluetooth - eingebautes Bluetooth (wird bei der Benutzeranmeldung deaktiviert)
- wifi - WLAN
- wwan - eingebautes WWAN/UMTS
Mehrere Geräte sind mit Leerzeichen zu trennen.
Hinweis: diese Funktion ist, speziell für Bluetooth und WWAN, nicht für alle Laptop-Modelle verfügbar. Grund dafür sind Kerneltreiber die nicht das notwendige rfkill-Framework unterstützen.
DEVICES_TO_DISABLE_ON_SHUTDOWN="bluetooth wifi wwan"
Sollten Geräte das Herunterfahren des Systems blockieren, können sie über einen Eintrag in diesem Parameter zu Beginn des Herunterfahrens ausgeschaltet werden.
Akku
Nur für ThinkPads
START_CHARGE_THRESH_BAT0=75 STOP_CHARGE_THRESH_BAT0=80
START_CHARGE_THRESH_BAT1=75 STOP_CHARGE_THRESH_BAT1=80
Einstellen der Akkuladeschwellen von ThinkPads für Hauptakku (BAT0) und Ultrabay-Akku (BAT1). Die Werte sind in % der Akkukapazität anzugeben.
Das Aufladen startet beim Anschließen des Netzteils nur dann, wenn die Ladung unterhalb des START_CHARGE_TRESH-Werts liegt und endet bei Erreichen des STOP_CHARGE_TRESH-Werts.
Die mitgelieferte Konfigurationsdatei enthält Einstellungen (im Beispiel gezeigt) die auf größtmögliche Lebensdauer des Akkus ausgelegt sind; er wird dabei nur bis max. 80% geladen. Die Einstellungen sind jedoch in der Konfigurationsdatei auskommentiert und müssen vom Benutzer explizit aktiviert bzw. auf Wunsch angepaßt werden. Die Hardware-Defaults - die auch ohne TLP wirksam wären - betragen 96%/100%.
Hinweis: der eigentliche Ladevorgang wird nicht per Software, sondern durch die Hardware gesteuert. TLP schreibt lediglich die Schwellen in die Hardwareregister.
Zur Auswahl individueller Einstellungen empfiehlt sich die Lektüre des Forum-Beitrags "Leitfaden zur Behandlung von Lithium Akkus"
Für Fragen zu den Ladenschwellen sei auf die TLP FAQ verwiesen.
Trace-Modus
Zu Supportzwecken kann der Trace-Modus durch Einfügen folgender Zeile aktiviert werden
TLP_DEBUG="run rf pm usb sysfs"
Originaldatei
Die Datei /etc/default/tlp aus dem Installationspaket findet sich hier.
Links
TLP
- TLP - Linux Stromsparen – Homepage, Installation, Benutzerdokumentation
- TLP FAQ – Antworten zu häufig gestellten Fragen
- TLP Programmdokumentation – Informationen zur Paketierung
- TLP Linux Advanced Power Management – English Documentation
Hintergrund
- Festplatten-Scheduler – Wikipedia Artikel zum I/O-Scheduler
- Laptop Mode – Kerneldokumentation (englisch)
- PCIe ASPM – Hinweise zum PCI Express Active State Power Management (englisch)
- PHC wiki – PHC Dokumentation (englisch)
- Absenken der Prozessorspannung – Anleitung zum Undervolting
- tp-Kernel – Kernel mit PHC-Patch für Ubuntu 10.04
- Radeon driver – Treiberdokumentation, s. Abschnitt "KMS Power Management Options" (englisch)
- rfkill – Wikiartikel zum Schalten der Funkgeräte
- Run-time power management – Kerneldokumentation (englisch)
- tp-smapi – Wikiartikel zur Schnittstelle für die Akkufunktionen
- USB Auto Suspend – Hinweise zum USB Auto Suspend (englisch)