710
Im März 1993 erschien das Thinkpad 710T als Nachfolgemodell des Thinkpad 700T und wurde bis September 1994 vertrieben. Auch dieses Modell war ein Slate-Tablet.
Das Thinkpad 710T war das einzige Modell der Thinkpad 710-Baureihe. Als Betriebssystem kamen PenDOS bzw. PenDOS 2.0 zum Einsatz.
Der Preis lag zwischen DM 5600.- und DM 6900.- je nach Modell.
Wesentliche Unterschiede zum Vorgängermodell 700T
- schnellere CPU
- mehr RAM nachrüstbar
- besseres Display
Technische Daten
CPU
- 80486SLC, 25MHz
RAM
- 4MB
- aufrüstbar auf max. 12 MB 80ns SIMMs
Laufwerke
- TPF Card (option), 5, 10 oder 15MB (Modell 2523-*9Y)
- 60MB HDD - angeblich IDE (Modelle 2523-*02/*03)
- Floppy extern (optional)
Grafik
- WD90C26 Video Controller
Display
- 9,5" STN VGA, 16 Graustufen
Anschlüsse
- PS/2
- Floppy
- Seriell
- Parallel
- PCMCIA
- 3 x Typ II / 1 x Typ III (nur Modell 2523-*9Y mit TPF-Laufwerk)
- 1 x Typ II (übrige Modelle)
- Expansion-Port (AT/MCA)
Abmessungen
- 294x243x35mm
- 2,35kg (Modell 2523-*9Y) / 2,49kg (übrige Modelle)
Besonderheiten
- keine Tastatur, Steuerung über Bedienungstasten und elektro-magnetischem Stift
- das ThinkPad 710T kann auch mit dem Stift der ThinkPad X6xTablet bedient werden
- 20V Netzteil (Klinkenstecker) - funktioniert auch mit einem 16V 72W - Netzteil (z.B. für die T40-Modellreihen)
- Anschluss des Diskettenlaufwerks ist kompatibel mit dem des ThinkPad 760
Bekannte Probleme
- die Verriegelungen der seitlichen Abdeckungen können leicht beim Anheben des Notebooks abreißen, wenn deren Verriegelung defekt ist.
Erfahrungsberichte
Review von Mornsgrans
Da liegt es nun - das zweitälteste Slate Tablet aus dem Hause IBM. Es sieht von außen wie sein Vorgänger, dem 700T, aus.
Einige Daten:
- 80486SLC, 25MHz
- 4MB RAM, auf 8MB aufgerüstet
- 60MB HDD
- 9,5" STN VGA, 16 Graustufen
Gehäuse:
Das Gehäuse des ThinkPad 710T ist wie alle Premium-Modelle komplett gummiert. Die Gummierung weist zwar einige deutlich sichtbare Schrammen auf, ist aber nicht so empfindlich und klebrig, wie man bei einem fast 20 Jahre altem ThinkPad erwarten könnte (Bauzeit: März bis September 1993).
- vorne unter zwei Abdeckungen zwei PS/2 - Anschlüsse für Tastatur und Maus, sowie der MCA-Erweiterungsanschluss
- links sitzt unter einer großen Klappe beim Modell mit Festplatte ein PCMCIA Typ 2 Steckplatz, bei Modellen mit TPF-Card sind zwei nebeneinanderliegende PCMCIA-Steckplätze vorhanden, von denen eine die TPF-Card belegt.
- rechts befindet sich eine weitere große Abdeckung, die den Stift aufnimmt und die Anschlüsse für Floppy, VGA, RS232 und Drucker schützt.
- an der Rückseite findet man neben der Akkuentriegelung und dem Powerschalter nur noch die 20V DC-in - Buchse
Die seitlichen Abdeckungen besitzen einen Verschlussriegel, von denen der an der rechten Seite leider beschädigt ist. Daher muss man beim Hochheben darauf achten, dass man nicht die Abdeckung erwischt, die beim Anheben aufklappt und abreißen kann.
Nach Ausbau des NiCd - Akkus kann man die Abdeckung des RAM-Erweiterungssteckplatzes freilegen. In der Mitte des Wannebodens befindet sich außerdem die Abdeckung der BIOS-Batterie, eine (derzeit leere) CR 2450.
Unterhalb des Displays sitzen blau hervorgehoben einige Funktionstasten:
- Lautstärke
- Kontrast
- Helligkeit
- Hintergrundbeleuchtung (ja - diese lässt sich separat ausschalten!!)
- invertierte Darstellung
- Standby
An allen vier Ecken der Außenseiten sind Ösen zur Befestigung von Tragegurten angebracht, auch am Pen kann eine Schlaufe angebracht werden.
Da das Originalnetzteil fehlt, musste ich auf ein 20V - Netzteil von Gericom zurückgreifen, das noch bei mir im Keller herumlag.
Display:
Das Display besitzt keine Pixelfehler, ist gleichmäßig ausgeleuchet und auch ausreichend hell. Bei optimaler externer Beleuchtung kann man die Hintergrundbeleuchtung ausschalten, um die Akkulaufzeit zu verlängern.
Software:
Auf dem ThinkPad 710T ist neben IBM-DOS 5.02 ein "Windows für Pencomputing 1.0" installiert. Der Rechner wurde bis in das Jahr 1996 vor Vor-vorbesitzer produktiv in Österreich genutzt. Zu meinem Entsetzen fand ich ein Bestell-Programm einer Lebensmittelfirma auf dem Rechner, mit allem Produkten und österreichischen Kunden, das ich erst einmal löschen musste. - Soviel zum Thema "Datenschutz".
Arbeiten:
Nach dem Einschalten meldet sich erst einmal der obligatoriche Error 161 ind 163. Datum und Uhrzeit können im Easy-Setup mit Hilfe des Stifts eingestellt werden. Anschließend bootet der Rechner und ist nach nicht einmal einer Minute Arbeitsbereit.
Die Oberfläche des Windows für Pencomputing ist nahezu identlisch mit Windows 3.0, lediglich eine zusätzliche Programmgruppe für die Stiftbedienung zeigt dem Anwender, dass er ein anderes Windows vor sich hat.
Das Lernprogramm zur Stiftbedienung ist für Einsteiger Pflicht, ansonsten bekommt man bei Eingabe von Text mit dem Stift nur Hieroglyphen als erkannten Text. - Leider steht bei meinem Exemplar das Wörterbuch nicht mehr zur Verfügung.
Das Lernprogramm beinhaltet u.a. eine Testseite zur Eingabe von Buchstaben und Ziffern und eine für die Steuerung mit Gesten.
Anschließend kann man in einem Trainigsprogramm Buchstaben und Zahlen trainieren, und die Zeichenerkennung zu optimieren. Wenn man nicht gerade in OCR-Schrift schreibt, muss man viele Zeichen trainieren ;)
In der Systemsteuerung findet man drei zusätzliche Einträge für die Stiftbedienung:
- Stift
- Kalibrieren
- Handschrift (u.a. Auswahl des Wörterbuches)
Kleiner Tipp am Rande:
Verliert man den Stift, ist es kein Beinbruch - ein Stift des X61Tablet funktioniert am 710T genauso gut, wieder Originalstift - er passt lediglich nicht in die Stifthalterung.
Fazit:
Ein feines Teil, das aber von der Erkennungsrate (logischerweise) weit hinter der von Windows XP Tablet-Edition oder der des ThinkPad Tablet (Android) zurückbleibt.
Nach gründlichen Training sollten aber auch hier einigermaßen zufriedenstellene Ergebnisse erzielt werden.