Ubuntu Schnelleinstieg
Einleitung
Diese Anleitung soll als Schnelleinstieg zur Installation von Ubuntu auf ThinkPads dienen. Sie ist daher bewußt sehr knapp gehalten und verweist an zahlreichen Stellen zur Vertiefung auf das Wiki von ubuntuusers.de.
Installation
Ubuntu-Version auswählen
In diesem Artikel werden die aktuellen Ubuntu-Versionen 10.04 bis 11.04 betrachtet, deren Besonderheiten im folgenden kurz zusammengefaßt sind.
Ubuntu 10.04 LTS "Lucid Lynx"
- LTS ("Long Term Support")-Version, die 3 Jahre lang bis April 2013 mit Updates versorgt wird - die nächste LTS (12.04) erscheint im April 2012
- eignet sich für Benutzer, die 2 Jahre lang ungestört von Versionsupgrades arbeiten möchten und keinen Wert auf allerneueste Versionen von System und Anwendungen legen
- auf sehr aktuellen ThinkPad-Modellen ist u.U. die Verwendung eines angepaßten Kernels nötig (s. tp-Kernel)
Ubuntu 10.10 "Maverick Meerkat"
- wird 18 Monate lang bis April 2012 mit Updates versorgt
- in der Praxis ist alle 6 Monate ein Versionsupgrade durchzuführen um ein dauerhaft supportetes System zu haben
- eignet sich für Benutzer die stets allerneueste Versionen von System und Anwendungen im Einsatz haben möchten und mit den Risiken häufiger Versionupgrades leben können
Ubuntu 11.04 "Natty Narwhal"
- Release erscheint am 28.04.2011 (Beta-Installationen werden per Update automatisch auf die Releaseversion angehoben)
- wird 18 Monate lang bis Oktober 2012 mit Updates versorgt
- unterstützt kernelseitig auch die aktuellsten ThinkPad-Modelle
- die restlichen Merkmale entsprechen denen von 10.10
Architektur
Ubuntu ist in einer 32bit- ("i386") und einer 64-bit-Variante ("amd64") erhältlich, Hinweise zur Auswahl gibt 64bit-Architektur.
Desktop
Ubuntu gibt es in verschiedenen Varianten, die sich in der standardmäßig installierten Desktopumgebung unterscheiden:
- Ubuntu - GNOME-Desktop
- Kubuntu - KDE-Desktop bzw. Plasma
- Netbook Edition - speziell für Netbook-Displayauflösung (1024x600) optimierter Desktop auf GNOME-Basis
- Xubuntu - XFCE-Desktop
- Lubuntu - LXDE-Desktop
Der Unterbau - d.h. Kernel, Treiber und Dienste - ist bei allen -buntus weitgehend gleich. Xubuntu und Lubuntu, nicht jedoch die Netbook Edition, sind besonders geeignet für leistungsschwache, ältere ThinkPad-Hardware mit weniger als 512 MB RAM.
Hinweis: aufgrund des identischen Unterbaus ist für den Wechsel des Desktops keine Neuinstallation erforderlich. Man kann jederzeit weitere Umgebungen nachinstallieren (s. oben verlinkte Wiki-Artikel) bzw. wieder entfernen.
Installationsmedien
Im wesentlichen gibt es zwei Varianten zum Download:
- Desktop CD - Standard mit grafischem Installationsprogramm
- Alternate CD - textbasiertes Installationsprogramm für Spezialfälle, wie z.B. ein vollverschlüsseltes System (s. Alternate Installation)
ThinkPads ohne optisches Laufwerk installiert man am einfachsten per USB-Stick. Dessen Erstellung aus einem heruntergeladenen ISO-Image beschreiben Live-USB und UNetbootin.
Die Installationsvariante Wubi eignet sich wegen häufiger Bootprobleme und damit einhergehenden Schwierigkeiten bei der Datenrettung nicht für einen Produktivbetrieb, sondern allenfalls für eine kurzen Testbetrieb.
Basisinstallation
Für den eigentlichen Installationsvorgang einschließlich Multi-Boot-Konfigurationen sei auf Installation verwiesen.
Partitionierung
Es ist empfehlenswert bei der Installation für System und Benutzerdaten getrennte Partitionen anzulegen (s. Einteilung der Partitionen); so vermeidet man bei einer evtl. Neuinstallation des Systems den Verlust der Benutzerdaten.
Vorherige Datensicherung auf ein externes Medium ist trotzdem Pflicht!
Die folgende Aufteilung kann dabei als Anhaltspunkt dienen:
- System (/ = "root"): 12 GB
- Swap: RAM-Größe
- Benutzerdaten (/home): restlicher freier Platz
Hinweis zum Swap: falls kein Ruhezustand (Hibernation) verwendet werden soll, kann eine kleinere Swap-Größe gewählt werden. Ist genügend RAM vorhanden, kann man Swap auch ganz weglassen.
Gemeinsamer Datenzugriff Ubuntu - Windows
Die hier besprochenen Ubuntu-Versionen können von Haus aus problemlos lesend und schreibend auf NTFS-Partitionen zugreifen. Das Anlegen einer separaten Partition (FAT) für den Datenaustausch ist daher nicht unbedingt nötig.
Wichtig: es ist nicht möglich, die Benutzerdaten (/home) auf einer NTFS-Partition zu halten.
Vollverschlüsselung
Das Aufsetzen einen vollverschlüsselten Systems ist in System verschlüsseln/Alternate Installation anschaulich beschrieben.
Nach der Installation
Update des Systems
Vor allen weiteren Konfigurationsschritten sollte man entweder per "System -> Systemeinstellungen -> Aktualisierungsverwaltung" oder im Terminal mit
sudo apt-get update sudo apt-get dist-upgrade
alle verfügbaren Updates installieren und das System neu starten.
Flashplayer, Java & Co.
Den Adobe Flashplayer, Java und andere von den meisten Benutzern benötigte Dinge installiert man durch die Pakete
- ubuntu-restricted-extras
- ttf-mscorefonts-installer
entweder mit der Paketverwaltung oder über die Kommandozeile
sudo apt-get install ubuntu-restricted-extras ttf-mscorefonts-installer
Noch mehr Codecs und das zum Abspielen von verschlüsselten DVDs notwendige Paket
- libdvdcss2
findet man im Medibuntu-Repository.
Paketquellen
Für die folgenden Schritte werden das Thinkpad Extras PPA und das TLP-PPA vorausgesetzt, die man wie folgt im Terminal einrichtet:
sudo add-apt-repository ppa:linrunner/thinkpad-extras sudo add-apt-repository ppa:linrunner/tlp sudo apt-get update
ThinkPad
Trackpoint
Scrollen mit der mittleren Taste des Trackpoints richtet man am einfachsten mit dem Paket
- tp-trackpoint-scroll (PPA)
sudo apt-get install tp-trackpoint-scroll
gefolgt von einer erneuten Benutzeranmeldung ein. Für noch mehr Einstellungsmöglichkeiten sei auf Trackpoint verwiesen.
Festplattenschutz (nicht L-, SL-, Edge-Reihe sowie X100e)
Den Festplattenschutz richtet man mit den Paketen
- tp-smapi-dkms
- hdapsd
sudo apt-get install tp-smapi-dkms sudo apt-get install hdapsd
ein.
Hinweis: die beiden Pakete unbedingt einzeln nacheinander installieren!
Funktionstest, Fehlerbehebung und Konfigurationsmöglichkeiten sind ausführlich in Festplattenschutz beschrieben.
UMTS / WWAN
Ubuntu unterstützt per Network Manager nahezu alle internen Karten ohne weitere Installation bzw. Konfiguration. Ausnahmen sind derzeit:
- Qualcomm Gobi 2000 (verbaut im X201, X100e, T410(s)/510, L412/512, Edge): eigene Anleitung
- Qualcomm Gobi 3000 bzw. Ericsson HSPA+ F5521gw - verbaut in den Modellen X220, T420/T520/W520: noch keine Anleitung verfügbar
Das WWAN per Fn+F6 (Webcam-Taste; bei Edge, L, X100e: F5) ein- bzw. ausschalten kann man mit dem Paket
- tp-wwwan-hotkey (PPA)
sudo apt-get install tp-wwan-hotkey
Grafik
Herstellertreiber
Bei neueren ThinkPad-Modellen können - statt nach der Installation standardmäßig aktiven quelloffenen Treibern - die proprietäten Treiber des Herstellers per "System -> Systemeinstellungen -> Hardwaretreiber" installiert werden. Diese erhöhen die 3D-Leistung und senken den Stromverbrauch teilweise erheblich.
Möglich ist es derzeit u.a. für folgende Modelle:
- T61(p) mit Nvidia-Grafik
- T400/500, R400/R500 mit AMD-Grafik
- T410(s)/510 mit Nvida-Grafik
- X100e mit AMD HD3200 - unabdingbar für ein stabiles System!
- Edge mit AMD-Grafik
Weiterführende Informationen:
Switchable Graphics
Die Unterstützung von "Switchable" oder "Hybrid Graphics" für Linux ist nach wie vor im Entwicklungstadium (siehe Ubuntu Wiki). Es empfiehlt sich die gewünschte Karte im BIOS auszuwählen:
- "Integrated" - Intel Chipsatz bzw. Core-i-Prozessor
- "Discrete" - dedizierte Grafikkarte von AMD/ATI bzw. Nvidia
Hinweis: die Installation des proprietären fgrlx-Treibers für AMD/ATI macht die 3D-Funktionalität der Intel Chipsatz-Grafik unbrauchbar (siehe auch manuelle Deinstallation).
Intel 855GM-Chipsatz unter Ubuntu 10.04 (nur X40, R50e, R51)
Bei Installation und Betrieb von Ubuntu 10.04 auf ThinkPads mit Intel Extreme Graphics 2 sind einige Besonderheiten zu beachten, die in Intel 855GM-Chipsatz beschrieben sind.
Sound
Soundtasten zeigen kein OSD
Bei ThinkPad-Modellen bis einschließlich T60/X60/R52 wird beim Betätigen der Soundtasten kein On Screen Display (OSD) angezeigt (LP Bug 357673). Ist das der Fall, dann schafft die Aufnahme folgender Zeile in /etc/rc.local (vor dem abschließenden exit 0
) Abhilfe:
echo 0x00fc7fff > /sys/devices/platform/thinkpad_acpi/hotkey_mask
Aktivierung per Neustart oder Kommandozeile:
sudo /etc/rc.local
Mute-Taste ohne Funktion
Hier hilft das Eintragen der Bootoption acpi_osi=Linux
in /etc/default/grub:
GRUB_CMDLINE_LINUX_DEFAULT="quiet splash acpi_osi=Linux"
gefolgt von
sudo update-grub
und einem Neustart.
Alternativ kann auch der tp-Kernel verwendet werden.
Fingerprint
Leider ist die Treiberunterstützung unter Linux lückenhaft (alle Einzelheiten im thinkwiki), daher unterstützen die beiden in diesem Kapitel beschriebenen Softwareprojekte viele - aber keineswegs alle - verbauten Leser. Zur eindeutigen Identifikation der Leser ist die unten angegebene USB-ID zweckmäßig, die man mit dem Befehl
lsusb
ermitteln kann.
Thinkfinger
Unterstützte Leser:
- 0483:2016 UPEK/Thomson
Die Installation ist beschrieben in ThinkFinger.
Fingerprint GUI (libfprint)
Unterstützte Leser:
- 0483:2016 - UPEK/Thomson
- 147e:2016 - UPEK TCRD4C
- 147e:1000 - UPEK TCS4C
- 08FF:2580 - Authentec AES2501
Zu installieren sind folgende Pakete aus dem fingerprint-gui PPA:
- fingerprint-gui
- libbsapi
- libfprint0
- policykit-1-fingerprint-gui
Technische Details finden sich über die Projektseite bzw. im Step-by-Step- Manual. Die Benutzung ist im User Manual beschrieben.
Nicht unterstützte Modelle
Für den in den ThinkPads R400/500, T400/500, W500/W700(ds), X200(s/t), X301 verbauten Leser gibt es keinen Linux-Treiber:
- 08ff:2810 - Authentec AES2810
Lüftersteuerung
Für die Lüftersteuerung unter Linux gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Hier sollen nur die beiden gebräuchlichsten Programme für Ubuntu vorgestellt werden.
Thinkfan
Thinkfan ist eine einfache Software zur Lüftersteuerung, die über die Ubuntu-Paketquellen verfügbar ist. Installation und Konfiguration sind in Thinkfan beschrieben.
ThinkPad Fan Control
Thinkpad Fan Control ist eine Lüftersteuerungssoftware mit GUI zur Einstellung der Temperaturschwellen. Installation und Konfiguration sind in Thinkpad Fan Control beschrieben.
Strom sparen
TLP
Für den vollen Funktionsumfang von TLP - Stromspareinstellungen für Ubuntu installiert man die Pakete
- tlp
- tp-smapi-dkms (nicht L-, SL-, Edge-Reihe sowie X100e)
- smartmontools
- ethtool
- powertop
sudo apt-get install --no-install-recommends tlp tp-smapi-dkms smartmontools ethtool powertop
Nach (optionaler) Anpassung der TLP-Einstellungen aktiviert man TLP per
sudo tlp start
oder mit einem Neustart.
Weitere Fragen beantwortet die TLP FAQ.
Undervolting
Intel-CPUs
Zum Einstieg ins Thema sollte man den Artikel Prozessorspannung absenken lesen.
Zur Umsetzung wird ein Kernel mit PHC-Patch benötigt. Für Ubuntu 10.04 erspart man sich Patchen und Kompilieren mit dem tp-Kernel. Um beim Systemstart die Spannungswerte zu setzen, bietet sich TLP an.
Hinweis: Intel Core i3/5/7-Prozessoren werden vom PHC-Patch derzeit nicht unterstützt.
AMD-CPUs
Für die in der Edge-Reihe und beim X100e verbauten AMD-CPUs empfiehlt sich das Tool k10ctl, für das sich hier eine Installationsanleitung findet. Eine spezieller Kernel wird dafür - im Gegensatz zu den Intel-CPUs - übrigens nicht benötigt.
Links
- thinkwiki.org - die Quelle für Informationen zu Linux auf dem ThinkPad (Anleitungen teilweise veraltet)
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