Gummierung erneuern

Aus ThinkPad-Wiki

Hinweis: Plastidip hat in Mibenco umfirmiert. Der Artikel wurde aufgrund Erfahrungen mit PlastiDip erstellt, der Produktname nebst Links wurden zwischenzeitlich an die Umfirmierung angepasst.


Immer wieder tauchen Klagen auf, dass ein altes ThinkPad eine unansehnliche Gummierung besitzt. Am schlimmsten ist es bei dicken Schrammen, Kratzern und vor Allem klebrigen Oberflächen bei sich langsam auflösender Gummierung.

Nach längerer Suche bin ich bei Mibenco Flüssiggummi (matt) hängengeblieben.

Als Testobjekt diente mir ein defektes T21, dessen Gummierung sich langsam auflöst und sehr klebrig ist.


Arbeitsmittel

  • Gummispray
  • ein Bogen Schmirgelpapier mit 240er Körnung
  • ein Bogen Schmirgelpapier mit 800er Körnung
  • Cerankochfeld-Schaber mit neuer (!!!) Klinge
  • fusselfreier Lappen
  • ca. 30 ml Isopropanol
  • Werkzeug, um Notebook zu zerlegen
  • ein Paar dünne Gummi- oder Latex-Handschuhe
  • alte Zeitung, für ca. 2-3 m²
  • der Arbeitsraum sollte wenig Staub in der Luft aufweisen und gut (!!) belüftet sein

Arbeitsgänge

Vorbereitung

  • Je nach ThinkPad-Modell und zu bearbeitenden Baugruppen das Notebook zerlegen
  • Baugruppen z.B. Display komplett zerlegen und dabei auch die beweglichen Teile wie Verschlusshaken, Abdeckungen und ähnliches ausbauen
  • Die Gummierung mit dem flach gehaltenen Cerankochfeld-Schaber abschaben. Das Ohr muss mithören - sobald ein kratzendes Geräusch hörbar wird, sofort innehalten und die Klinge flacher ansetzen bzw. bei wiederholtem Kratzen wenden. Besondere Vorsicht ist an Ecken und Kanten angebracht, damit nichts vom Kunststoff abgetragen wird.
  • Unter der alten Gummierung werden teilweise unsaubere Verarbeitung oder auch unsichtbare Schäden aufgedeckt. Bei den T2* ist beispielsweise der Bereich in den Scharnierecken genau an den Stellen, an denen von innen die Gewindeeinsätze zur Befestigung des Scharniers und Displaybezel sitzen, stark vernarbt bzw. leicht rissig. Diese Stellen müssen später mit dem 800er Schmirgelpapier gründlich glatt geschliffen werden.
  • Übrig bleibt ein Haufen Gummifetzen.
  • IBM- Lenovo-Sticker entfernen

Achtung! Wird der Sticker mit dem Cerankochfeld-Schaber entfernt, darf danach die Oberfläche des Deckels nicht mehr mit dieser Klinge bearbeitet werden - es gibt sonst durch Vergratung der Schneide Riefen und Kratzer!

  • Gummireste und Unebenheiten (Kratzer, vernarbte Partien der Oberfläche) mit dem 240er-Schleifpapier entfernen und anschließend mit dem 800er-Schmirgelpapier nachbearbeiten bis Unebenheiten vollständig ausgeglichen sind.

Es macht Sinn von einem ca. DIN-A4 großem Bogen Schmirgelpapier ca. 5 cm x 8 cm kleine Stücke abzuschneiden und damit zu arbeiten. Insgesamt wurde ca. ein dreiviertel Bogen 240er- und ein halber Bogen 800er-Schmirgelpapier für ein ThinkPad 701C (Deckel, Wanne, Displaybezel und Keyboardshelf) verbraucht.

Zum Schmirgeln immer von der Gegenseite aus Druck ausüben, damit das Matrial nicht bricht.

  • Handschuhe anziehen, Lappen ein wenig mit Isopropanol tränken und Deckel gründlich abwischen, bis der Lappen nicht mehr schwarz wird. Neben dem Entfernen der losen Gummirückstände wird so gleichzeitig die Oberfläche entfettet.
  • Teile die man nicht ausbaut, beklebt man passgenau mit Tesafilm und schneidet überstehende Tesafilmreste mit dem Cerankochfeld-Schaber oder einem Cuttermesser/Skalpell ab.

Sprühvorgang

  • In einem gut belüftetem staubarmen Raum den Arbeitsplatz großzügig (auf ca. 2-3 m² Fläche) mit der Zeitung auslegen Werkstücke so positionieren (die zu besprühende Fläche nach oben weisend), dass man von allen Seiten herankommt.
Die gute Belüftung ist wichtig, da man ansonsten Bekanntschaft mit dem Nudelholz der Mutter/Partnerin macht - Gummispray stinkt fürchterlich!!
  • Gummi in mehreren Arbeitsgängen (Mibenco empfiehlt in ihrer FAQ fünf Schichten, wofür eine Dose pro ThinkPad kaum reichen dürfte) mit jeweils ca. einstündiger Trocknungspause jeweils längs und quer so aufsprühen, bis die Oberfläche gleichmäßig nassglänzend erscheint:
    • längs und quer einsprühen
    • 1 Std trocknen lassen
    • längs und quer einsprühen
    • 1 Std trocknen lassen
    • längs und quer einsprühen
    • über Nacht trocknen lassen
  • Nach mindestens 12 Std. Trocknungszeit kann man die Teile zusammenbauen und montieren - Richtig durchgehärtet ist die neue Gummierung jedoch erst nach 24 Std.

Hat man alles richtig gemacht, sieht das Ergebnis so aus:

Nachbearbeitung

Zum Entfernen der Tesa Film-Abklebungen ritzt man vorsichtig entlang der Tesa Film-Kanten mit einer Rasierklinge/Cerankochfeld-Schaber die Gummierung ein und zieht langsam und vorsichtig den Tesa Film-Streifen ab.

Noch ein Hinweis: Ritzt man entlang der Abklebungen nicht ein, zieht man die Gummierung mit dem Tesa-Streifen gleich mit ab.

Anschließend kann der Zusammenbau beginnen. Hierbei legt man am Besten einen weichen nicht fusselnden Lappen unter, da die Gummierung noch recht empfindlich ist.

Fehlversuche

Im Fall eines Fehlversuchs oder eines Fehlers beim Einsprühen sofort die Arbeit einstellen und das Werkstück 24 Std trocknen lassen.

Nach der Trocknung rubbelt man an allen Kanten das Gummi zur Mitte hin ab, es rollt sich hierbei ein wenig auf. Anschließend kann man vorsichtig Stück für Stück ziehend die gesamte Gummierung in einem Teil abziehen. Da dies mit einigem Kraftaufwand geschieht,muss man aufpassen, dass man keine vorstehenden Ecken, Nasen und dergleichen abbricht.


Anmerkungen

  • Den ersten Sprühstoß bei neuer Spraydose erst einmal auf ein Stück Zeitung richten, da es vorkommen kann, dass bei einer neuen Spraydose am Anfang größere Tropfen und Gummifetzen aus dem Sprühkopf kommen.
  • Die neue Gummierung ist nicht ganz so widerstandsfähig, wie die Original-Gummierung, sieht auf jeden Fall besser aus als die marode alte und klebrige Gummierung.
  • Staub setzt sich leichter an, lässt sich aber gut mit einem feuchtem feinem Microfasertuch ohne Druck entfernen.
  • Die Füllmenge einer Spraydose reicht laut Hersteller für ca. 0,6 m²
  • Flüssiggummi ist dunkler als die original ThinkPad-Gummierung - daher ist es leider nicht so gut zur Ausbesserung der abgeschabten Ecken geeignet. Hier müsste die gesamte Baugruppe mit dem Spray behandelt werden.

Nachmachen auf eigenes Risiko. Ich übernehme keine Gewährleistung hierfür. Es ist dringend anzuraten, vorher an einem Testobjekt die Arbeitsgänge zu testen.

Sicherheitshinweise

  • Gummispray ist gesundheitsschädlich und leicht entzündlich, solange es flüssig ist.
  • Beachte unbedingt das Sicherheitsdatenblatt und die FAQ (dort wird u.a. das Tragen eines Atemschutzes empfohlen, auch wenn es im Sicherheitsdatenblatt nicht ausdrücklich erwähnt wird!).
  • Von einer Anwendung in Wohnräumen ist dringend abzuraten, das Spray stinkt fürchterlich.
  • Das ebenfalls empfohlene Isopropanol zur Reinigung der Werkstücke ist ebenfalls entzündlich. Beachte auch hier das Sicherheitsdatenblatt.

Weblinks