Gummierung erneuern: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 2. Januar 2012, 23:24 Uhr
Immer wieder tauchen Klagen auf, dass ein altes Thinkpad eine unansehnliche Gummierung besitzt. Am schlimmsten ist es bei dicken Schrammen, Kratzer und vor Allem klebrigen Oberflächen bei sich langsam auflösender Gummierung.
Nach längerer Suche bin ich bei diesem Gummispray (matt) hängengeblieben.
Als Testobjekt diente mir ein defektes T21, dessen Gummierung sich langsam auflöst und sehr klebrig ist.
Arbeitsmittel
- Gummispray
- ein Bogen Schmirgelpapier mit 240er Körnung
- ein Bogen Schmirgelpapier mit 800er Körnung
- Cerankochfeld-Schaber mit neuer (!!!) Klinge
- fusselfreier Lappen
- ca. 30 ml Isopropanol
- Werkzeug, um Notebook zu zerlegen
- ein Paar dünne Gummi- oder Latex-Handschuhe
- alte Zeitung, für ca. 2-3 qm
- der Arbeitsraum sollte wenig Staub in der Luft aufweisen und gut (!!) belüftet sein
Arbeitsgänge
Vorbereitung
- Je nach Thinkpadmodell und zu bearbeitenden Baugruppen das Notebook zerlegen
- Baugruppen z.B. Display komplett zerlegen und dabei auch die beweglichen Teile wie Verschlusshaken ausbauen
- Die Gummierung mit dem flach gehaltenem Cerankochfeld-Schaber abschaben. Das Ohr muss mithören - sobald ein kratzendes Geräusch hörbar wird, sofort innehalten und die Klinge flacher ansetzen bzw. bei wiederholtem Kratzen wenden. Besondere Vorsicht ist an Ecken und Kanten angebracht, damit nichts vom Material abgetragen wird.
- Unter der alten Gummierung werden teilweise unsaubere Verarbeitung oder auch unsichtbare Schäden aufgedeckt. Bei den T2* ist beispielsweise der Bereich in den Scharnierecken genau an den Stellen, an denen von innen die Gewindeeinsätze zur Befestigung des Scharniers und Displaybezel sitzen, stark vernarbt bzw. leicht rissig. Diese Stellen müssen später mit dem 800er Schmirgelpapier gründlich plangeschliffen werden.
- Übrig bleibt ein Haufen Gummifetzen.
- IBM- /Lenovo-Sticker entfernen
Achtung, wird der Sticker mit dem Cerankochfeld-Schaber entfernt, darf danach die Oberfläche des Deckels nicht mehr mit dieser Klinge bearbeitet werden - es gibt durch Vergratung der Schneide Riefen und Kratzer!!
- Gummireste und Unebenheiten (Kratzer, vernarbte Partien der Oberfläche) mit dem 240er Schleifpapier entfernen und anschließend mit dem 800er Schmirgelpapier nachbearbeiten, bis Unebenheiten vollständig ausgeglichen sind.
Es macht Sinn, von einem ca. DIN-A4 großem Bogen ca. 5x8 cm kleine Stücke abzuschneiden und damit zu arbeiten. Insgesamt wunde ca. ein dreiviertel Bogen 240er Schmirgel und ein halber Bogen 800er Schmirgelpapier für ein Thinkpad 701C (Deckel, Wanne, Displaybezel und Keyboard-shelf) verbraucht.
Zum Schmirgeln immer von der Gegenseite aus Druck ausüben, damit das Matrial nicht bricht.
- Handschuhe anziehen, Lappen ein wenig mit Isopropanol tränken und Deckel gründlich abwischen, bis der Lappen nicht mehr schwarz wird. Neben dem Entfernen der losen Gummirückstände wird so gleichzeitig die Oberfläche entfettet.
- Teile die man nicht ausbaut, beklebt man passgenau mit Tesafilm und schneidet überstehende Tesareste mit dem Cerankochfeld-Schaber oder einem Cuttermesser/Skalpell ab.
Sprühvorgang
- In einem gut belüftetem staubarmen Raum den Arbeitsplatz großzügig (auf ca. 2-3 qm Fläche) mit der Zeitung auslegen Werkstücke so positionieren (die zu besprühende Fläche nach oben weisend), dass man von allen Seiten herankommt.
Die gute Belüftung ist wichtig, da man ansonsten Bekanntschaft mit dem Nudelholz der Mutter/Partnerin macht - das Spray stinkt fürchterlich!!
- Gummi in mehreren Arbeitsgängen mit jeweils ca. einstündiger Trocknungspause jeweils längs und quer so aufsprühen, bis die Oberfläche gleichmäßig nassglänzend erscheint:
- längs und quer einsprühen
- 1 Std trocknen lassen
- längs und quer einsprühen
- 1 Std trocknen lassen
- längs und quer einsprühen
- über Nacht trocknen lassen
- Nach 12 Std. Trocknungszeit Teile zusammenbauen und montieren - Richtig durchgehärtet ist die neue Gummierung nach 24 Std.
Hat man alles richtig gemacht, sieht das Ergebnis so aus:
Nachbearbeitung
Zum Entfernen der Tesafilm-Abklebungen ritzt man vorsichtig entlang der Tesafilmkanten mit einer Rasierklinge/Cerankochfeld-Schaber die Gummierung ein und zieht langsam und vorsichtig den Tesafilmstreifen ab.
Noch ein Hinweis: Ritzt man entlang der Abklebungen nicht ein, zieht man die Gummierung mit dem Tesastreifen gleich mit ab.
Anschließend kann der Zusammenbau beginnen. Hierbei legt man am Besten einen weichen Lappen unter, das die Gummierung noch recht empfindlich ist.
Fehlversuche
Im Fall eines Fehlversuchs oder eines Fehlers beim Einsprühen die Arbeit sofort einstellen und das Werkstück 24 Std trocknen lassen.
Nach der Trocknung rubbelt man an allen Kanten das Gummi zur Mitte hin ab, es rollt sich hierbei ein wenig auf. Anschließend kann man vorsichtig Stück für Stück ziehend die gesamte Gummierung in einem Teil abziehen. Da dies mit einigem Kraftaufwand geschieht,muss man aufpassen, dass man keine vorstehenden Ecken, Nasen und dergleichen abbricht.
Anmerkungen
- Den ersten Sprühstoß bei neuer Spraydose erst einmal auf ein Stück Zeitung richten, da es vorkommen kann, dass bei einer neuen Spraydose am Anfang größere Tropfen und Gummifetzen aus dem Sprühkopf kommen.
- Die neue Gummierung ist nicht ganz so widerstandsfähig, wie die Original-Gummierung, sieht auf jeden Fall besser aus, als die marode alte und klebrige Gummierung.
- Staub setzt sich leichter an, lässt sich aber gut mit einem feuchtem feinem Microfasertuch ohne Druck entfernen.
- Die Füllmenge einer Spraydose reicht laut Hersteller für ca. 0,6 qm
- Das Flüssiggummi ist dunkler, als die original Thinkpad-Gummierung - daher ist es leider nicht so gut zur Ausbesserung der abgeschabten Ecken geeignet. Hier müsste die gesamte Baugruppe mit dem Spray behandelt werden.
Nachmachen auf eigenes Risiko. Ich übernehme keine Gewährleistung hierfür. Es ist dringend anzuraten, vorher an einem Testobjekt die Arbeitsgänge zu testen.
Sicherheitshinweise
- Das Gummispray ist gesundheitsschädlich und leicht entzündlich, solange es flüssig ist. Beachte hierzu das Sicherheitsdatenblatt des Herstellers.
- Von einer Anwendung in Wohnräumen ist abzuraten, das Spray stinkt fürchterlich.
- Das ebenfalls empfohlene Isopropanol zur Reinigung der Werkstücke ist ebenfalls entzündlich. - Beachte auch hier das Sicherheitsdatenblatt.